Zum heute veröffentlichten Abschlussbericht der DFB-Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ nehmen wir, die in der AG Fankulturen vertretenen Fan-Organisationen, wie folgt Stellung:

Die DFB-Task Force “Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga” hat einerseits wichtige Ergebnisse und Empfehlungen erarbeitet, die nun konsequent angegangen und umgesetzt werden müssen. Andererseits wurde durch die thematische Engführung erneut eine Chance verpasst, den Fußball im Gesamten in den Blick zu nehmen und ihn endlich grundlegend zu reformieren.

Unsere Kritik: Entgegen unseren Erwartungen und der öffentlichen Ankündigung über die Ziele der Task Force wurde der Schwerpunkt der Diskussionen in der Task Force auf Möglichkeiten der Ertragssteigerung statt auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit gelegt. Wir haben im Prozess zudem wiederkehrend angemahnt, dass es notwendig ist, die gesamte Struktur unterhalb der 1. und 2. Bundesligen in den Blick zu nehmen, vor allem die Schnittstelle zwischen Amateurbereich und 3. Liga. Auch diesem Anliegen wurde nicht nachgekommen.

Gleichwohl können wir einige Erfolge und Meilensteine identifizieren, an deren Ausarbeitung wir aktiv beteiligt waren:

  • – Klares Bekenntnis zu verbindlichen Financial-Fairplay-Regeln zur Stärkung wirtschaftlicher Nachhaltigkeit und der Bekämpfung von Finanzdoping: Eine konsequente Ausgestaltung der neuen Regel verhindert, dass Vereine mit reichen Geldgebern den Wettbewerb verzerren oder gar die 3. Liga als einfache Durchgangsstation betrachten können – wie es bei Leipzig und Hoffenheim der Fall war.
  • – Verlängerung der Task Force über März 2021 hinaus, um in Arbeitsgruppen weitere Themen wie Zulassungskriterien zu bearbeiten
  • – Verbesserungen für Menschen mit Behinderung durch Konkretisierung der Stadionanforderungen bei gleichzeitiger Reduktion anderer Anforderungen (Zulassungskriterien)

Darüber hinaus hat das DFB-Präsidium zwei wichtige fanpolitische Forderungen beschlossen:

  • – Einführung eines verpflichtenden Club-Fan-Dialogs in der 3. Liga sowie
  • – Einführung der Hauptamtlichkeit bei Fanbeauftragten in der 3. Liga

Diese Beschlüsse waren durch zahlreiche Gespräche in den vergangenen Jahren vorbereitet und dieses Jahr in einem Workshop mit Fanvertreter*innen konkretisiert worden. Die Einführung eines verpflichtenden Club-Fan-Dialogs entspricht exakt der Empfehlung des Fan-Netzwerks Zukunft Profifußball. Wir freuen uns sehr über diese wichtigen Beschlüsse.

Weiterer Handlungsbedarf: Einberufung einer verbandsübergreifenden Task Force

Aus unserer Sicht ist eine substanzielle Problemanalyse des gesamten Fußballs, d.h. von Bundesligen, 3. Liga und des Amateurbereichs als Gesamtes, weiterhin unerlässlich. Ohne eine solche Analyse können immer nur Teillösungen, aber keine umfassenden, strukturellen und nachhaltigen Gesamtlösungen erarbeitet werden. Deshalb fordern wir DFB, DFL sowie Regional- und Landesverbände auf, eine verbandübergreifende Task Force einzurichten, die die Entwicklung des Amateur- und Profibereichs, seine Schnittstellen, Abhängigkeiten und Verschränkungen in den Blick nimmt. Dies betrifft in besonderem Maße der für 2024 zu verhandelnde Grundlagenvertrag, der dringend neu justiert werden muss.

 

Bundesbehinderten Fan-Arbeitsgemeinschaft (BBAG e.V.)

F_in – Netzwerk Frauen im Fußball

Queer Football Fanclubs – QFF

Unsere Kurve

 

Zitate der beteiligten Fanvertreter*innen:

Stephanie Dilba (F_in): „Dass wir als Fanvertreter*innen in die Task Force eingeladen und als legitime sowie gleichberechtigte Interessenvertreter*innen wahrgenommen wurden, ist ein Erfolg der vergangen Jahre kontinuierlicher fanpolitischer Arbeit. Durch einen Fan-Online-Kongress und den regelmäßigen Austausch im Netzwerk Zukunft Profifußball haben wir versucht sicherzustellen, die vielfältigen Anliegen organisierter Fans in die Task Force einzubringen und wechselseitigen Informationsfluss zu gewährleisten.”

Oliver Manthey (UK): „Die Task Force war ein Schritt in die richtige Richtung. Unsere Ideen und Anliegen wurden aufgenommen und diskutiert, einige finden sich in den Ergebnissen wieder. Die Überarbeitung des Financial Fairplays und die Änderungen bei den Zulassungskriterien sind sehr wichtige Schritte. Dennoch haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Task Force für eine einzige Liga zu kurz greift, um die großen Themen im Fußball anzugehen. Deshalb fordern wir eine verbands- und ligenübergreifende Task Force, die zeitgemäße Lösungen für strukturelle Probleme im Fußball erarbeitet. Die Einführung der Hauptamtlichkeit von Fanbeauftragten und die Verpflichtung zum Club-Fan-Dialog in der 3. Liga sind Meilensteine für die Berücksichtigung von Faninteressen. Hier zeigt sich, dass sich ein langer Atem und kluge Konzepte wie im Fan-Netzwerk Zukunft Profifußball langfristig auszahlen.”

 

Hintergrundinformationen zur DFB-Task Force sowie zur Teilnahme der Fanorganisationen 

Der DFB hat seine Task Force am 25.05.2020 angekündigt. Die Gründung der Task Force war vor allem durch die Erkenntnis von und Kritik an mangelnder wirtschaftlicher Stabilität in der 3. Liga und ihrer Vereine seit deren Gründung veranlasst. Durch die Liga-Pause aufgrund der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wurde dieses Thema noch verschärft und intensiver diskutiert.

Entsprechendes Ziel der Task Force sollte es sein, die 3. Liga als Profispielklasse zu stärken und ihre nachhaltige Entwicklung zu fördern. Dabei sollte die Task Force sich „neben dem Aspekt des nachhaltigen Wirtschaftens in der 3. Liga (…) mit der Weiterentwicklung der 3. Liga als Profispielklasse sowie der gesamten Struktur des Profifußballs unterhalb der 2. Bundesliga beschäftigen.” (Pressemitteilung des DFB vom 25.05.2020).

Zu den vom DFB-Präsidium am 11.09.2020 benannten 21 Mitgliedern der Task Force zählten neben Vertreter*innen des DFB, der DFL, der Regional- und Landesverbände und der Vereine auch zwei Spieler-Vertreter, ein externer Experte, ein Vertreter der Politik, ein Vertreter der TV-Partner sowie zwei Fan-Vertreter*innen. Die Benennung der beiden Fanvertreter*innen – Stephanie Dilba (Fan des TSV 1860 München, Netzwerk Frauen im Fußball – F_in) und Oliver Manthey (Fan des MSV Duisburg, Unsere Kurve) – erfolgte durch eine interne Abstimmung der an der AG Fankulturen beteiligten Fanorganisationen.

Allgemeine Daten

Mitglied der BBAG seit:

2016

Webseite (falls vorhanden):

Keine

Social-Media-Kanäle (falls vorhanden):

Keine

Fragen:

Wo findet man dich bei Heimspielen im Stadion?

Ich bin im schönsten Stadion der Welt, auch Tempel genannt, in Dortmund beim BVB zu Hause. Dort sitze ich im Block 5 und lausche aufmerksam der Blindenreportage von Martin Feye und Markus Bliemensrieder.

Gab es ein besonderes Erlebnis bei Heim- oder Auswärtsspielen, an das Du dich gerne erinnerst?

Bei Heimspielen schwenke ich im Rahmen der Fahnenparade vor Spielbeginn oft die Fahne unseres BVB-Fanclubs BLIND DATE. Während “You’ll never walk alone” angestimmt wird ist es immer wieder Gänsehaut pur für mich.

Was waren die Top 3 Aktionen der Fans Deines Vereins?

Ganz aktuell haben wir an zwei Tagen vom BVB-Fanrat, Bündnis Südtribüne und der BVB-Fanabteilung Sachspenden, Hygieneartikel, Baby- und Tiernahrung usw. für die Hochwasseropfer in NRW und Rheinland-Pfalz gesammelt, und in Absprache mit den örtlichen Ansprechpartnern hingebracht. Der erste Transport ging direkt am zweiten Tag mit dem Bulli vom Fan-Projekt Dortmund nach Erftstadt.

Im Winter 2021, während der massiven Kältewelle in Deutschland, hat das Fan-Projekt Dortmund zusammen mit der aktiven Fanszene Schlafsäcke, Decken, Winterkleidung, Schuhe usw. für Obdachlose gesammelt, und direkt an die Bedürftigen verteilt.

Eine Choreo als Hommage an die Stadt Dortmund und den BVB beim Heimspiel im Februar 2020 gegen Eintracht Frankfurt. Die ganze Südtribüne verwandelte sich in zwei hintereinander folgende Bilder: erst die Stadtfarben rot-weiß und das Wappen von Dortmund, anschließend als zweites Bild die Vereinsfarben schwarz-gelb mit dem BVB-Logo. Davor war bei beiden Choreos die Skyline von Dortmund zu sehen. Darunter stand der Satz “Große Stadt DORTMUND mein Traum!”.

Was verbindest du mit der BBAG?

Mit der BBAG verbinde ich viele Gemeinsamkeiten, vor allem wenn es um die Belange von Fans mit Behinderungen geht. So setzt sich die BBAG schon sehr lange für Inklusion und Teilhabe am Stadionbesuch ein.

Porträts der BBAG-Mitglieder: Seid dabei!

An dieser Stelle veröffentlichen wir in regelmäßigen Abständen Porträts unserer Mitglieder. Wenn auch ihr dabei sein wollt, meldet euch einfach. Egal ob Fanclub, Verein oder Einzelperson: Wir stellen euch gerne vor. Nehmt gerne mit Karl-Heinz Arkenau Kontakt auf, der unter arkenau@bbag-online.de zu erreichen ist, wenn wir gemeinsam mit euch das nächste Porträt erstellen sollen.

Die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG) freut sich, den Start der ersten Umfrage des Erasmus+-Projekts „Good Governance Needs Access and Inclusion“ bekannt zu geben. Dieses Projekt ist eine Partnerschaft zwischen CAFE, der Universidade Europeia – Portugal (ENSILIS), den nationalen Verbänden und Ligen in Belgien (KBVB und Pro League), Frankreich (FFF und LFP) und Deutschland (DFB und DFL) sowie den nationalen Fanverbänden von Menschen mit Behinderung der einzelnen Länder. Die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG) ist als Interessensvertretung von Fans mit Behinderungen in Deutschland Teil dieses Projekts.

Ziel dieser ersten Umfrage unter Fans mit Behinderungen in Belgien, Frankreich und Deutschland ist es, ein umfassendes Verständnis des aktuellen Stands der barrierefreien und inklusiven Angebote in den Stadien der einzelnen Länder sowie für die verschiedenen Barrieren in diesen Bereichen zu gewinnen.

Die Ergebnisse werden die Projektpartner*innen in die Lage versetzen, eine langfristige Strategie zu entwickeln und vorrangige Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs und der Integration in den nationalen Ligen und Wettbewerben in jedem Land zu identifizieren.

Jetzt bei der Umfrage mitmachen!

Die Teilnahme an der Umfrage bietet eine wichtige Gelegenheit für Fans mit Behinderungen in Belgien, Frankreich und Deutschland. Auf diese Weise können sie in ihren Ländern direkten Einfluss auf die Entwicklung und Verbesserung der Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung im Fußball nehmen! Alle Projektpartner*innen rufen deshalb Fans mit Behinderungen dazu auf, ihre Erfahrungen bei Spielen im eigenen Land oder in einem der beiden Partnerländer mitzuteilen.

Deshalb: Jetzt hier an der europaweiten Umfrage teilnehmen und zur Verbesserung der Barrierefreiheit im Fußball beitragen!

Eine Version der Umfrage in Einfacher Sprache steht ebenfalls zur Verfügung (Teil 1 und 2 der Umfrage in Einfacher Sprache, Teil 3 und 4 der Umfrage in Einfacher Sprache). Wir empfehlen das Ausfüllen vom Computer aus und nicht vom Mobiltelefon.

Die Umfrage bleibt bis zum 19. November 2021 um 18:00 Uhr geöffnet.

Alexander Friebel, 1. Vorsitzender der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG), erklärt: „Wir bei der BBAG freuen uns sehr, Teil dieses ersten europäischen Projekts zum Thema im Fußball zu sein. Wir rufen alle Fans mit Behinderungen in Deutschland innerhalb und außerhalb unserer Mitgliedschaft auf, an der Umfrage teilzunehmen. Die Ergebnisse sollen dazu genutzt werden, künftig systematisch Verbesserungen für Fans mit Behinderung im deutschen Fußball zu ermöglichen. Je mehr Fans mitmachen, desto besser! Die Beantwortung aller Fragen nimmt zwar etwas Zeit in Anspruch. Detaillierte Antworten zur aktuellen Situation helfen uns jedoch sehr, um zukünftig Verbesserungen zu erwirken.“

Wie geht es nach der Umfrage weiter?

Um die Auswirkungen der Strategie und der Zusammenarbeit zwischen den nationalen Verbänden, den Ligen und ihren nationalen Fanverbänden für Menschen mit Behinderung zu messen, wird ein Jahr nach dieser Befragung eine zweite Umfrage durchgeführt.

Diese Studie wird den Stand der Barrierefreiheit und der Inklusion von Menschen mit Behinderung im Fußball vor der Einführung einer nationalen Strategie und ein Jahr nach ihrer Veröffentlichung vergleichen. Außerdem soll dann ermittelt werden, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Fans mit Behinderungen und den Fußballverbänden entwickelt hat.

Dieses Erasmus+ Projekt gilt als Pilotprojekt. Auf Basis der Projektergebnisse sollen im Anschluss Verbände, Ligen und Gruppen von Fans mit Behinderungen in ganz Europa ähnliche Maßnahmen auch in ihren Ländern umsetzen.

Weitere Informationen über das Projekt sind auf der BBAG-Webseite zu finden. Für Rückfragen zum Projekt „Good Governance needs access and inclusion“ steht Alexander Friebel via E-Mail an news@bbag-online.de und telefonisch unter +49 151 19320312 zur Verfügung.

Die Europaflagge besteht aus einem Kranz von zwölf goldenen Sternen auf blauem Hintergrund. Links: Blauer "Co-funded by the Erasmus+ Programme of the European Union"-Schriftzug.

Die Unterstützung der Europäischen Kommission für die Erstellung dieser Veröffentlichung impliziert keine Befürwortung des Inhalts, der ausschließlich die Meinung der Autor*innen wiedergibt, und die Kommission kann nicht für die Verwendung der darin enthaltenen Informationen verantwortlich gemacht werden.