Nachdem die Mitglieder der Jury (LINK) nun einige Wochen über die Einreichungen zum neuen Fanclub Award der BBAG (LINK) anonym und autark abgestimmt haben, können wir Euch hier die Ergebnisse und Preisträger verkünden:
Insgesamt wurden neun sehr unterschiedliche Projekte aus vier Fanclubs eingereicht, bei denen wir erfreut feststellen können: es gab kein Projekt „doppelt“, alle sind individuell und einzigartig!. Da vier Projekte alleine vom Fanclub „Eintracht Inklusiv“ eingereicht wurden, trat aus Gründen der Transparenz und des sog. „Compliance“ das Jurymitglied Patrick Leonardi aus Braunschweig zurück. Wir sind dankbar, dass wir mit Tanja Bartsch von den Würzburger Kickers einen Ersatz finden konnten, die ebenfalls das Feld der Behindertenfanbeauftragten der 3. Liga abdeckt und sich zudem in die Preisauswahl aktiv einbrachte.
Platz 1 geht nach Prüfung durch die Jury an den „1. Autistic Fanclub DSC Arminia Bielefeld“ aus Bünde. Dieser hat da Projekt „Quiet Hour im Fanshop“ eingereicht. Mit dem bundesweit ersten Snoezelraum für Autisten im Fußball hat der DSC Arminia Bielefeld bereits Maßstäbe in diesem Bereich der Inklusion im deutschen Profifußball gesetzt. Hierbei war der Fanclub ebenfalls beratend tätig, bspw. bei der Auswahl der Inneneinrichtung. Vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage nach diesem Angebot und der Erschließung einer neuen, wachsenden Zielgruppe innerhalb der Anhängerschaft wird der Fanshop des DSC Arminia Bielefeld nun durch das neue Projekt für eine Stunde in der Woche zur Ruhezone werden. Dies bedeutet: Hintergrundgeräusche wie Musik oder Unterhaltungen der Mitarbeiter, Fernseher und Telefone im Fanshop sind auf ein Minimum reduziert oder sogar abgeschaltet. Weiterhin wurden unterstützend Mitarbeiter auch durch den Fanclub geschult und spezielle Merchandise-Artikel in Form von sog. „Sensory Packs“ sollen künftig für die Zielgruppe im Fanshop angeboten werden. Der Fanclub hat mitgeteilt, dass er das Preisgeld für die Umsetzung von Stadionführungen gemessen an den Bedürfnissen von Menschen mit Autismus (Entwicklung von Informationskarten, akustischen Podcasts inkl. Technik) verwenden möchte.
Den 2. Platz konnte das Projekt „ Inklusive Studienreise/ Gedenkstättenfahrt nach Oswiecim“ des „DEAF BVB Fanclub e.V.“ aus Dortmund gewinnen, das in Zusammenarbeit mit der Fanbetreuung des BVB im Sommer 2019 entstand und erstmals auch für gehörlose Fans eine Teilnahme anbot. Zum Hintergrund: vielen Gehörlosen fehlt noch immer der Zugang zur Aufarbeitung der Verbrechens im KZ Auschwitz / Birkenau, da diese Informationen meist nicht barrierefrei zugänglich sind und das, obwohl auch gerade viele Gehörlose in Ausschwitz getötet wurden. Um diesen Umstand entgegenwirken zu können, entstand die Idee, die seit vielen Jahren von Borussia Dortmund angebotene Bildungs- und Gedenkstättenfahrt nach Oswiecim barrierefrei umgestalten zu wollen. Auch um zur aktiven Aufarbeitung der Vergangenheit zu animieren und langfristig ein Zeichen gegen das Vergessen, Antirassismus und Antisemitismus zu zeigen. Der Fanclub wirkte sehr aktiv bei den Vorbereitungsgesprächen mit und konnte daher dieser bereits bestehenden, regelmäßigen Veranstaltung der BVB-Fanbetreuung eine völlig neue Konzeption geben. Der Fanclub möchte das Preisgeld für eine inklusive Auswärtsfahrt nach München mit dem Besuch der KZ-Gedenkstätte in Dachau verwenden, um an das Projekt entsprechend anzuschließen.
Den 3.Platz konnte das Projekt „Stadionbegleitung“ des Fanclubs „Eintracht Inklusiv“ aus Braunschweig gewinnen. In Zusammenarbeit mit der Freiwilligenagentur Jugend-Soziales-Sport e.V. die nach Möglichkeiten zur ehrenamtlichen Tätigkeit für Geflüchtete sucht, entstand diese Idee. Durch Nachfrage von der Lebenshilfe Braunschweig, die Begleitung für einen Rollstuhlfahrer im Braunschweiger Stadion benötigte, konnte dieses Projekt im Herbst 2019 gestartet werden. Das Projekt ist im letzten Jahr ebenfalls vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zum Projekt des Monats Oktober 2019 gekürt worden, da es im besondere Maße gelungen ist, Menschen mit und ohne Behinderung sowie geflüchtete Menschen mit Migrationshintergrund gemeinsam ins Stadion zu bringen. Mittlerweile gibt es über 20 dieser „Tandems“, die im Stadion gemeinsam die Spiele der „Löwen“ verfolgen. Auch die Fanclubmitglieder von „Eintracht Inklusiv“ beteiligen sich, sowohl als Begleiter oder Begleitsuchender an diesem Projekt und unterstützen bei Härtefällen zudem mit der Spende von Eintrittskarten. Der Fanclub hat mitgeteilt, dass er das Preisgeld für gemeinsame Auswärtsfahrten nutzen möchte.
Eine Ehrung und Vorstellung der Projekte auf der BBAG-Tagung (wie ursprünglich geplant) verschiebt sich leider aufgrund der Absage unserer Jahrestagung in Gelsenkirchen in diesem Jahr. Wir werden diese Würdigung aber sicherlich in geeigneter Weise nachholen. Die Preisgelder wurden inzwischen aber bereits an alle Fanclubs überwiesen.
Wir gratulieren herzlich allen Preisträgern und bedanken uns bei allen teilnehmenden Fanclubs für die eingereichten Projekte!