Aus der 10. Sitzung der AG Fankulturen vom 10.12.2018 möchten wir insbesondere von den folgenden Themen berichten: Freigabe der Fanutensilien, regelmäßige Faninformation durch die Verbände, Expert*innengruppe Stadionverbote, Neuausschreibung der medialen Verwertungsrechte. Außerdem möchten wir das Jahresende nutzen, um auf die zwei vergangenen Jahre aus einer fanpolitischen Perspektive zu blicken.
Selbstverständlich wurden noch weitere Themen behandelt und Diskussionen geführt (z.B. zur Herausforderung die nationalen Ligen zu schützen; zu Entwicklungen, Positionen und aktuellen Herausforderungen innerhalb der Verbände; oder zur Perspektive auf Fans und Fanverhalten) die wir hier nicht vollumfänglich darstellen können – für weiterführende Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.
Neben den inhaltlichen Punkten wollen wir die positive Diskussionskultur innerhalb der AG Fankulturen hervorheben: wir erleben sowohl die Gespräche zwischen den Mitgliedern der AG als auch mit den Spitzen regelmäßig als konstruktiv, klar und respektvoll.
Freigabe der Fanutensilien – von der Pilotphase zur Verstetigung
Ende dieses Jahres wird die Pilotphase zur Freigabe der Fanutensilien abgeschlossen sein. Seit März 2018 wurde die damalige Empfehlung der AG Fanbelange als Anlage in die Sicherheitsrichtlinien des DFB (S.137) aufgenommen. Mittlerweile haben die Verbände für die 1.-3. Liga eine Umfrage abgeschlossen, deren Ergebnisse in der Sitzung vorgestellt wurden: Tatsächlich hat die Freigabe zu einem positiven Prozess bzgl. der Freigabe beigetragen. Ab 2019 gilt es weiterhin die Umsetzungspraxis zu verbessern und die Freigabe zu verstetigen – vom Sonderfall zur gängigen Praxis. Selbstredend werden wir diesen Prozess weiterhin aktiv begleiten.
Ab 2019 Erhöhung der Transparenz und des Informationsflusses: regelmäßige Faninformation durch die Verbände
Transparenz und Information – das sind die Schlagworte, die wir in den vielen Sitzungen mit den Verbänden wiederkehrend als zentral herausgehoben haben. Daher freuen wir uns, dass die Verbände planen ab 2019 fanrelevante Informationen per Fan-Newsletter zur Verfügung zu stellen. Und zwar nicht nur für diejenigen, die z.B. an der AG Fankulturen beteiligt sind, sondern für alle, die Interesse daran haben.
In diesem Zuge wollen wir auch auf die seit August veröffentlichten Erklärvideos des DFB zur Sportgerichtsbarkeit und die Veröffentlichung der Urteile hinweisen.
Zur Verbesserung der Umsetzungspraxis: Expert*innengruppe Stadionverbote
Im letzten Gespräch zwischen Verbänden und den Fanszenen Deutschlands wurde vereinbart, dass das Thema Stadionverbot in der AG Fankulturen weiter verhandelt wird. Wir freuen uns, dass die inhaltliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik und insbesondere die Umsetzungspraxis bei der letzten Sitzung der AG Fankulturen den Auftakt für eine „Expertengruppe Stadionverbot“ bildete, die sich nächstes Jahr zusammen finden wird.
Neuausschreibung der medialen Verwertungsrechte – 1. Liga ohne Montagsspiele, Berücksichtigung des Audiosignals der Blindenreportage
Im Rahmen des Spitzengesprächs mit Christian Seifert (DFL) und Dr. Friedrich Curtius (DFB) wurde die Ankündigung, ab der nächsten Ausschreibung der medialen Verwertungsrechte auf Montagsspiele in der 1. Liga zu verzichten, nochmals unterstrichen – hierüber freuen wir uns sehr und begrüßen diesen Schritt ausdrücklich. Sollte die 2. Liga – wie medial angekündigt – nachziehen, können wir gemeinsam auf einen bahnbrechenden Erfolg für fangerechte Anstoßzeiten blicken. Dass ein solcher Schritt weder in der 1. Liga, noch in der 2. Liga nicht ohne einen Alternativtermin am Wochenende auskommt, sehen wir als realistischen Kompromiss an.
Der Vorstoß von der BBAG, das Audiosignal der Blindenreportage als zweites Standard-Live-Verwertungssignal (zusätzliche Möglichkeit für die Clubs neben ihren Web-/Fanradios ein weiteres Signal kostenlos und für die gesamte Spieldauer) zu installieren, wurde positiv aufgenommen. Ebenso wie die Anfrage, ob die Fernsehrechteinhaber eine Audiodeskription (z.B. durch Nutzung vorhandener Blindenreportagen der jeweiligen Clubs) dauerhaft installieren können. Beides wird nun geprüft. Wir stehen für die Teilhabe aller Menschen am Fußball und unterstützen gemeinsam dieses Anliegen.
Hier unser ursprünglicher Antrag:
– im WORD-Format: Antrag_BBAG_DFL_AGF_10122018
– als PDF-Datei: Antrag_BBAG_DFL_AGF_10122018
Fanpolitischer Rückblick 2017-2018
Statt eines ausführlichen Berichts über die Tätigkeiten, Errungenschaften, Rückschläge und die vielfältigen Aktionen und Diskussionen der letzten zwei Jahre listen wir einen – sicherlich unvollständigen und je nach Fan-Perspektive mehr oder weniger erfolgreichen – Kurzüberblick über für uns wichtige allgemeine fanpolitische Ereignisse, die mit den Verbänden in Verbindung stehen, auf.
Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, muss jede*r selbst entscheiden – wir können einige essentielle Erfolge ausfindig machen, an die wir im kommenden Jahr anknüpfen wollen.
August 2017: DFB Präsident Grindel verkündet die Aussetzung der Kollektivstrafen – in der AG Fankulturen wurde gemeinsam mit den Spitzen intensiv über die Anliegen von aktiven Fans in den Stadien gesprochen und auch der Protest des damals neuen Zusammenschlusses „Fanszenen Deutschlands“ thematisiert. Reinhard Grindel entschied sich ein deutliches Zeichen zu setzen.
Dezember 2017: Der DFB-Bundestag beschließt eine Regionalligareform. Auch hier waren die Forderungen in den Fankurven und begleitenden Gesprächen klar und deutlich: Meister müssen aufsteigen! Die eingesetzte ad-hoc Arbeitsgruppe beendete ihre Arbeit ein Jahr später, jedoch ohne abschließendes Ergebnis. Jetzt sind die Beteiligten aufgefordert, einen gemeinsamen Kompromiss zu finden.
März 2018: Die Vereine der ersten und zweiten Liga beschließen auf ihrer Versammlung, dass 50+1 bleibt – ganz im Sinne der gleichnamigen Initiative, die Unterschriften von über 3000 Fangruppen für dieses Anliegen sammelte und an die DFL übergab.
März 2018: Der DFB übersetzt die bisherige Empfehlung zur einheitlichen Freigabe von Fan-Utensilien in eine Anlage der Sicherheitsrichtlinien – zunächst als Pilotphase, ab 2019 regulär.
März/April 2018: Die Anfang 2017 ins Leben gerufenen Projektgruppen „Verbandsrecht und Zuschauerverhalten“, „Ticketing“ und „Fans und Polizei“ sind abgeschlossen. Die Berichte liegen vor, dürfen aber nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Immerhin wurden dennoch ein paar Empfehlungen – z.B. zur Transparenz der Sportgerichtsbarkeit – stillschweigend aufgenommen.
Juni 2018: Der DFB verkündet – ohne vorherige Beteiligung von Fanorganisationen – die Einführung von Montagsspielen in der 3. Liga, die vielfältige Fanproteste mit sich brachte.
August 2018: Das DFB-Sportgericht veröffentlicht ab sofort Begründungen zu den Urteilen und bemüht sich um eine höhere Transparenz, z.B. in Form des Strafzumessungsleitfadens und Erklärvideos.
November 2018: Die DFL verkündet den Montag als Spieltag der 1. Liga – den es seit der Saison 2017/2018 fünf Mal gibt – nicht erneut in die Neuausschreibung der medialen Verwertungsrechte aufzunehmen.
Dezember 2018: Entgegen einer vorausgehenden Abstimmung verkünden Medien, dass sich auch die 2. Liga für eine Abschaffung der Montagsspiele ausgesprochen hat.
12.12.2018,
Unsere Kurve,
F_in – Frauen im im Fußball,
Queer Football Fanclubs,
BundesBehindertenfanArbeitsGemeinschaft (BBAG) e.V.