Die UEFA, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Bundesregierung haben am 14.11.2024 in Berlin eine bisher in dieser Form einmalige gemeinsame Menschenrechtserklärung für die UEFA EURO 2024 vorgestellt. Das Bekenntnis zur Wahrung und zum Schutz der Menschenrechte während des Turniers ist in Zusammenarbeit zwischen der UEFA, dem DFB, dem Ausrichterland und den Austragungsstädten entstanden. Stellvertretend für die Bundesregierung haben Bundesinnenministerin und Sportministerin Nancy Faeser und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil die Erklärung unterzeichnet.

Ein wesentlicher Anschub für das nun veröffentlichte Dokument sowie fachlicher Input dafür kamen jedoch aus der Zivilgesellschaft: unter anderem von den Mitgliedern der EURO 2024 Stakeholder Initiative, in der die BBAG seit Jahren aktiv mitarbeitet.

Die Unterzeichnung erfolgte am Dienstag im Rahmen der Konferenz „Sport und Menschenrechte“ des Bundesministeriums des Inneren, an der Vertreter*innen aus Politik, Sport, Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen teilnahmen. Die Erklärung der UEFA, des DFB und der Bundesregierung setzt dabei auch neue Maßstäbe für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und den Schutz ihrer Rechte im Rahmen großer Sportveranstaltungen. Weitere zentrale Bestandteile der Erklärung sind das Engagement für geschlechtliche Vielfalt und Teilhabe, ein Meldesystem sowie ein Bekenntnis zur Förderung fairer Arbeits- und Lebensbedingungen weltweit, im Einklang mit dem deutschen Lieferkettengesetz.

Die BBAG machte sich bei UEFA für die Teilhabe von Fans mit Behinderung stark

Die BBAG begrüßt die Verabschiedung der Menschenrechtserklärung. Als Teil der Stakeholder-Initiative EURO 2024 wirkte die BBAG an der Entstehung und den Inhalten der Erklärung mit. Zur Stakeholder-Initiative zählen zwölf zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich seit 2016 gemeinsam dafür einsetzen, dass die UEFA EURO 2024 ein Leuchtturm für Menschenrechte, Vielfalt sowie Transparenz wird.

Besonders hervorzuheben ist das nun verschriftlichte Bekenntnis zur Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen als ein Schwerpunkt der menschenrechtlichen Maßnahmen. Die Erklärung fordert Zugang für alle, Vielfalt und Inklusion. Die Veranstalter*innen verpflichten sich dabei, sicherzustellen, dass Stadien und Arbeitsbereiche allen zugänglich sind. Dies soll besonders durch umfangreiche Maßnahmen zur Herstellung von Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen in den zehn Fanzones und Stadien geschehen. Die UEFA-Stiftung für Kinder und die DFB-Stiftungen wollen sich zudem besonders dafür einsetzen, Kindern mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, Spiele im Stadion zu verfolgen. Weitere innovative Maßnahmen inklusiver Entwicklung zum Turnier beinhalten genderneutrale Toiletten und Anlaufstellen für Betroffene von Diskriminierung in allen Stadien und Fanmeilen.

Die UEFA EURO 2024 will Grenzen und Vorurteile überwinden und das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit fördern. „Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Turnier für alle zugänglich ist Unser Ziel ist es, gleiche Rechte und Chancen für jede Person zu garantieren, die an der UEFA EURO 2024 teilnimmt. […] Die UEFA EURO 2024 soll ein Turnier für alle sein, bei dem sichergestellt wird, dass alle Menschen und gesellschaftlichen Gruppen, einschließlich Minderheiten, aktiv an der Veranstaltung teilhaben können, wenn dies gewollt wird. Ziel der nachhaltigen Förderung von Diversität, Zugänglichkeit und Inklusion ist es, den Fußball nachhaltig für alle Menschen zu öffnen.”, heißt es in der Erklärung zu „Diversität, Zugänglichkeit und Inklusion“.

Alexander Friebel, Vorsitzender der BBAG: „Als BBAG sehen wir in der nun veröffentlichten Betonung von Teilhabe als Bestandteil menschenrechtlicher Aspekte bei Fußballgroßveranstaltungen einen wichtigen und positiven Schritt. Als Teil der Stakeholder Initiative werden wir den Umsetzungsprozess zu den Maßnahmen als Folge der nun gemachten Bekenntnisse der Erklärung gerne weiter kritisch und im Sinne unserer Mitglieder begleiten.“

Weiterführende Informationen:

Nicht nur beim FIFA World Cup Qatar 2022 der Männer sollte über Menschenrechte diskutiert werden. Angesichts anhaltender Debatten über Menschenrechte in Qatar tritt nun die Stakeholder-Initiative 2024 mit einer Website und Arbeitsmaterialien zum Themenfeld für das kommende Turnier in Deutschland an die Öffentlichkeit. 

Die Konferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 19. September 2022 zu Menschenrechten beim FIFA World Cup Qatar 2022 lenkt den Blick zugleich auf die UEFA EURO 2024 in Deutschland. Auch bei dieser Veranstaltung müssen Nachhaltigkeit und Menschenrechte eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung und Durchführung spielen. Handlungsanlässe sind hierzulande ebenfalls zahlreich vorhanden.  

Die Initiative wurde im Herbst 2016 gegründet, um die Bewerbung des DFB um die UEFA EURO 2024 kritisch zu begleiten und frühzeitig die Einbeziehung von Stakeholdern auf nationaler und regionaler Ebene zu fordern.  

Seit der erfolgten Vergabe stehen für die Initiative die Einhaltung der Menschenrechte sowie die Förderung von Vielfalt, Transparenz und Nachhaltigkeit auf dem Weg zur und bei der UEFA EURO 2024 in Deutschland im Mittelpunkt. 

Im direkten Austausch mit der von DFB und UEFA gegründeten EURO 2024 GmbH, den zuständigen Bundesministerien sowie den zehn Spielorten und weiteren Stakeholdern geht es darum, die einmalige Chance zu nutzen, eine Vorreiterrolle bei der werteorientierten Durchführung einer Sport-Großveranstaltung einzunehmen. 

Vielfältige Perspektiven vereint zu Menschenrechten und Nachhaltigkeit 

Alexander Friebel (Vorsitzender der BBAG e.V.): „Inklusion ist ein Menschenrecht, nicht nur für Menschen mit Behinderung! Aber gerade für Fans mit Behinderung ist echte, gleichberechtigte barrierefreie Teilhabe auch hierzulande immer noch weit von der Realität entfernt. Die EURO 2024 sollte hier einen zentralen Beitrag leisten, Modellmaßnahmen einzuleiten, die Zugänge zu allen Bereichen von Fußballgroßveranstaltungen für Menschen mit Behinderung nachhaltig verbessern können. Ob für international reisende oder hier lebende Fans der Teams, als Volunteers oder als Mitarbeitende des Turniers.“ 

Martin Endemann (Bündnis Aktiver Fußball Fans e.V.): „Die EURO 2024 geht 4 Wochen, ihre Auswirkungen werden für Fans noch Jahre später spürbar sein. Vielerorts waren es in den letzten Jahren engagierte Faninitiativen, die Diskussionen zu Diversität, Nachhaltigkeit und Menschenrechten angestoßen haben. Daher setzen wir uns dafür ein, dass Fans und alle anderen potenziell betroffenen Gruppen in die entsprechenden Vorbereitungen des Turniers eingebunden werden.“ 

„Die strukturierte Beteiligung der Zivilgesellschaft sowie Dialoge zur nachhaltigen Gestaltung des Kerngeschäfts auch in den Spielorten der UEFA EURO 2024 können internationale Signalwirkung haben. Zugleich kann beides der deutschen Öffentlichkeit zeigen, welche Chancen eine solche Veranstaltung als Katalysator für Zukunftsthemen bringen kann,” sagt Elsbeth Beha, Präsidentin des DJK-Sportverbands. „Der DJK-Sportverband steht für ´Sport um der Menschen willen`, für Teilhabe und die Vermittlung von Werten im Sport. Die DJK möchte als Bündnispartner der Initiative EURO 2024 dazu beitragen, durch Sport Demokratie sowie internationale Solidarität voranzubringen,“ sagt Elisabeth Keilmann, Geistliche Bundesbeirätin des DJK-Sportverbands, die den Verband in der Stakeholder Initiative vertritt. 

„Mit DISCOVER FOOTBALL setzen wir uns durch internationale Fußballprojekte u.a. auf Amateur*innen-Ebene für Frauenfußball und -rechte weltweit ein. Während Großveranstaltungen, wie der UEFA EURO 2024 in Deutschland, wird der Amateur*innen-Fußball und die Vielfalt der alternativen Fußballprojekte in den Austragungsorten oftmals außer Acht gelassen. Wir fordern, dass die EURO 24 auch einen Fokus auf zivilgesellschaftliche Themen setzt, auf Themen, die über den Profifußball der Männer hinaus gehen, diskutiert werden müssen beispielsweise die alltäglichen Probleme im Sport (Diskriminierung, Sexismus, Mangel an Frauen in Trainerinnen- und Vorbildsfunktion, Platzzeitenmangel für Frauen- und Mädchenteams etc.), Gendergerechtigkeit im Fußball und die Sicherheit von Frauen sowie der LGBTQIA+ Community in deutschen Stadien.“ 

Dietmar Schäfers (Beauftragter der IG Bauen-Agrar-Umwelt): „Zu einer nachhaltigen Euro 2024 gehören ohne Zweifel u. a. die Einhaltung aber auch transparente Kontrollen der Arbeitsnormen bei den an der EM beteiligten Firmen in der gesamten Lieferkette. Die UEFA und der DFB haben die große Chance vorbildlich zu zeigen, dass Sport-Großveranstaltungen auch einen Beitrag leisten können, nicht nur die rechtlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern eigene darüber hinausgehende Standards zu setzen.“ 

Alon Meyer (Präsident von MAKKABI Deutschland) unterstreicht die Strahlkraft internationaler Sportgroßveranstaltungen und den Vorbildcharakter des Sports für soziale und ökologische Nachhaltigkeit: „Mit der EURO 2024 präsentiert sich nicht nur der deutsche Fußball, sondern auch die Bundesrepublik Deutschland auf einer international beachteten Bühne. Umso wichtiger ist es, dass wir die damit einhergehende Verantwortung erkennen und mit gutem Beispiel vorangehen. Vergangene international beachtete Sportevents haben eines ganz deutlich aufgezeigt: Der Sport gibt uns eine Sprache und verschafft uns Gehör. Er spiegelt unsere Werte ebenso wider wie unsere Gesellschaft, darum gehen uns politische Debatten rund um das Fußballstadion alle etwas an. Als Präsident des jüdischen Sportdachverbands MAKKABI Deutschland spreche ich zwar für eine gesellschaftliche Minderheit und doch weiß ich die überwiegende Mehrheit Sportdeutschlands hinter mir, wenn ich fordere, dass die bedingungslose Einhaltung universeller Menschenrechte und globaler Nachhaltigkeitsziele unserer gemeinsamen Verantwortung obliegt.“ 

Beat Wehrle (Vorstand Programme terre des hommes Deutschland e.V.): „Die enormen öffentlichen und privaten Investitionen für sportliche Großveranstaltungen sind in der Vergangenheit häufig verpufft, ohne ein nachhaltiges Erbe für die Bevölkerung zu hinterlassen. Die Euro 2024 hat nun die Chance es besser zu machen! Daher werden wir von terre des hommes uns dafür einsetzen, dass insbesondere die Interessen von Kindern und Jugendlichen systematisch gehört und berücksichtigt werden. Fußball begeistert und verbindet Millionen Kinder und Jugendliche weltweit, ihre Begeisterung hält diesen Sport am Leben. Nun ist es Zeit, ihnen auch etwas zurückzugeben!“ 

Sylvia Schenk (Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland e.V.): „Ohne Transparenz, Good Governance und Stakeholder-Beteiligung wird Deutschland den Anspruch, mit der UEFA EURO 2024 ein Beispiel für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Sport-Großveranstaltung zu setzen, nicht einlösen können. Wir dürfen nicht nur andere kritisieren, sondern müssen mit gutem Beispiel vorangehen.“ 

Dario Minden (Unsere Kurve): „Mit der WM in Katar ist ein absoluter Tiefpunkt erreicht, was skrupellose Menschenrechtsverletzungen rund um große Fußballturniere angeht. Jetzt gilt es, das Beschämen über dieses Turnier in konkrete Maßnahmen umzuwandeln. Für die EM 2024 wollen wir Standards durchsetzen, an denen künftig niemand mehr vorbei kommen soll. Damit Fußball-Großveranstaltungen endlich ein durchweg die Menschenrechte achtendes und inklusives Fest sein können!“ 

Kontakt allgemein 

Kontakt-E-Mail-Adresse der Stakeholder-Initiative: info@euro-stakeholder-2024.de 

Webseite der Stakeholder-Initiative: euro-stakeholder-2024.de