Gründungsveranstaltung der neuen Regionalgruppe in Karlsruhe!

Die BBAG tritt bundesweit für die Belange der Fußballfans mit einem Handicap ein und unterteilt sich mittlerweile in vier Regionalgruppen, um sich vor Ort noch besser zu vernetzen und handeln zu können. Allein im Süden der Republik (ausgenommen Bayern) gibt es rund 50 Vereine und Fanclubs, deren Interessen es zu wahren gilt.

Anfang Juni fand nun in Karlsruhe die Gründungsversammlung der Regionalgruppe Südwestdeutschland statt. Von den immerhin über 20 anwesenden Vertretern wurde der KSC Behinderten Fan-Beauftragte Carsten de la Porte einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Gemeinsam mit Ralf Sauer von der Lebenshilfe Offenburg, der Experte im Bereich der Länderspiele ist, haben die beiden Badener zukünftig die Aufgabe übernommen, die Regionalgruppe und deren Themen zu koordinieren. Aus vier Bundesländern kamen die Kolleginnen und Kollegen der Vereine und Fanclubs zusammen, begrüßt durch den kaufmännischen Leiter des KSC, Rolf Ulrich, um Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung rund um die Faszination Fußball auch auf regionaler Ebene buchstäblich ins Rollen zu bringen. „Es ist uns ein Anliegen, die Belange dieser für uns so wichtigen und treuen Fangemeinde ernst zu nehmen und sich mit den Kollegen auszutauschen und voneinander zu lernen – ganz gleich, in welcher Liga“, so Ulrich bei seinen Grußworten, wo er auf die Wichtigkeit eines funktionierenden Netzwerkes hinwies. Ebenfalls zugegen waren Alexandra Lüddecke vom Vorstand der BBAG und Daniela Wurbs von der Beratungsstelle KickIn!, die beide einen ersten Einblick verschafften in die Arbeit des Gesamtkonstrukts BBAG – wichtig auch für die Teilnehmer, die noch nicht BBAG-Mitglieder waren.

Auf die Gruppe warten weitreichende zusätzliche Aufgaben, denn es gilt regionale Interessen auch auf Bundesebene zur Sprache zu bringen. So setze man sich bereits mit den Inhalten der Zukunft auseinander und legte Schwerpunktthemen fest. „Es zeigt sich einmal mehr, dass die Aufgabe eines Behindertenfanbeauftragten doch weit über den Spieltag hinaus geht“, so de la Porte, der beim KSC bereits im sechsten Jahr die Interessen der Fans mit Handicap vertritt. „Es ist eben mehr als ein paar Rollies in den Innenraum zu schubsen“, so de la Porte mit einem Augenzwinkern über seine Auffassung zur Aufgabe eines Behinderten Fanbeauftragten.

Zunächst möchte sich die Regionalgruppe Südwest Themen widmen, wie etwa der Einbindung der sogenannten „Best Agers“ in die Fanarbeit, der Stellung und dem Einfluss der Medien am Spieltag und in der Spieltags-Vorbereitung (miteinander statt gegeneinander), dem großen Feld der Gebärdensprache und einem Kernthema „Bedarf wecken – Bedarf decken“ – Zuständigkeiten und Verantwortung eines BFB im Verein, frei nach dem Motto „Das gibt’s bei uns nicht, oder doch?“. So sollen die vielfältigen Stärken und Expertisen der einzelnen Gruppenmitglieder zur Geltung kommen, denn, so BBAG Vorstand Alexandra Lüddecke, “sei man hier ein Kreis von Experten und Spezialisten, die dies auch zeigen sollten”.

“Wir setzen das um, was in vielen Vereinen fehlt, wo man sich in immer mehr Organigrammen verstrickt, anstatt einfach mal bei einem Kaffee miteinander zu reden und gerne auch mal zu spinnen“, erklärt de la Porte das Manko in vielen Vereinen. „Die Probleme und Themen sind in Dortmund genau die gleichen wie in Leverkusen oder in Lotte. Ein fehlender Rollatorplatz bleibt ein fehlender Rollatorplatz – egal ob 80.000 oder 8.000 Zuschauer”.

Seit fast 30 Jahren sieht der Inklusionscoach die immer wiederkehrenden Themen in der Behindertenarbeit die scheinbar auf den ersten Blick so gar nichts mit seinem eigentlichen Arbeitsfeld zu tun haben. Im Gespräch fallen da wie selbstverständlich Begrifflichkeiten wie „Hospitality, Fundraising, Return on Invest, Merchandising und Public Relations“, aber, so de la Porte abschließend, wenn man in seiner Position nicht über den Tellerrand schaut und sich als Teil eines Ganzen versteht (und auch verstanden wird!), geht so viel Potenzial flöten und hinterher ärgert man sich nur wieder über verpasste Chancen und unnötige Kompetenzrangeleien. „Fanarbeit als Profitcenter und nicht nur als „Kostenstelle“ – das muss das Ziel sein im Rahmen der Arbeit, der professionelle Turnaround in der Sache – auch der eines ganz simplen Rollieschubsers. Denn manchmal werden die auch schnell und überraschenderweise zum Ideen-Schubser!

 

(Fotos: Carsten de la Porte, Uli Deck)

 

E-Mail-Kontakt zu den Regionalsprechern:

Carsten de la Porte – behindertenbetreuer@ksc.de

Ralf Sauer – r.sauer@asw-we.de