Die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e. V. für alle Fußball-Ligen (BBAG)

1999 trafen sich erstmals in Fanclubs organisierte behinderte Fußballfans und Behindertenfanbetreuer (damals gab es den Begriff Behindertenfanbeauftragte noch nicht flächendeckend) der Vereine, um sich untereinander auszutauschen und die Öffentlichkeit auf ihre Belange rund um den Fußball aufmerksam zu machen. Im Juni 2003 wurde aus diesem lockeren Zusammenschluss ein eingetragener und gemeinnütziger Verein: die Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft e.V. für alle Fußball-Ligen (BBAG).

Bereits in den Jahren vor der Vereinsgründung konnte die BBAG einige positive Entwicklungen im deutschen Fußball initiieren. So wurde auch auf ihr Betreiben in allen Vereinen der 1. und 2. Bundesliga und einem Großteil der 3. Liga ein offizieller Behindertenfanbeauftragter installiert, zudem wird diese Position inzwischen bei der Lizenzierung auch von den zuständigen Verbänden abgefragt. Ein Ziel, dass in der Vergangenheit wesentlicher Antriebsmotor für die in der BBAG engagierten Personen war.

Mit der Vereinsgründung 2003 wurde das bisherige Engagement auf ein solides Fundament gestellt, so dass die nach wie vor nicht unbeträchtlichen Aufgaben eines Dachverbandes für behinderte Fans in klarere Strukturen gegossen wurden. Bemerkenswert an der Vereinsstruktur der BBAG ist vor allem, dass hier sowohl die Fußballclubs und Ihre Vertreter – in der Regel Behindertenfanbeauftragte – als auch behinderte Fans und Fanclubs mitwirken können und somit ein direkter Austausch zwischen „Anbietern“ und „Nutzern“ stattfindet. Da der Verein nur juristische Personen laut Satzung aufnehmen kann, wurde für Fanclubs, die nicht in der e.V.-Form geführt werden und für fachkundige Personen ein Beirat gegründet, der ebenfalls an den jährlichen regionalen und überregionalen Tagungen teilnimmt.

Mit der Vergabe der FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland kam ein wesentliches Betätigungsfeld auf die BBAG zu. Es musste angesichts fehlender oder unzureichender gesetzlicher Vorgaben und Normen zum Stadionbau sichergestellt werden, dass das für die WM von allen Beteiligten proklamierte Weltniveau bei der Ausrichtung der Spiele auch für behinderte Fußballfans zutrifft. So wurden im April 2001 „Qualitätsstandards für behinderte Besucher der WM Stadien 2006“ erarbeitet. Diese Expertise wirkt bis heute nach – aus der Vorlage entwickelten sich u. a. sowohl 2009 die ersten „DFL-Empfehlungen zur Barrierefreiheit“ als auch 2013 die in Zusammenarbeit mit dem DFB und einigen Behindertenfanbeauftragten entwickelte „Stellenbeschreibung für Behindertenfanbeauftragte“.

In den weiteren Jahren wurde darüber hinaus zusammen mit der DFL der sogenannte „Reiseführer für behinderte Fußballfans“ in regelmäßigen Abständen herausgegeben. Dieses Standardwerk ermöglichte, z. B. jedem behinderten Fan zu einem Auswärtsspiel zu reisen, die Ansprechpartner inkl. Adresse, Telefonnummer zu finden, Übernachtungstipps zu erhalten und Informationen zu den Stadien und Ticketmöglichkeiten der Profiligen zu bekommen. Inzwischen wurde dieser Reiseführer, der einige Jahre lang auch in einer Datenbank auf dieser Website vorhanden war, durch die Bundesliga-Stiftung auf dem Onlineportal www.barrierefrei-ins-stadion.de weiterentwickelt.

In der Saison 2016/2017 hat die BBAG die neuen „Empfehlungen zur Barrierefreiheit“ für die DFL exklusiv verfasst. Ein ganz entscheidender Faktor der Neuauflage der Empfehlungen war, dass die UEFA das Thema Barrierefreiheit in ihre Lizenzierungsauflagen für die Teilnahme an europäischen Clubwettbewerben aufgenommen hat. Ein weiterer wichtiger Faktor war der Umstand, dass die Arbeitsgemeinschaft der Bauministerkonferenz 2014 die Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättVO) novelliert hat. Dabei hatte sie mit Blick auf Barrierefreiheit auch die UN-Behindertenrechtskonvention zu berücksichtigen.

Zudem befindet sich die BBAG mit dem Zentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage der AWO (ZSBr) bzw. dem Nachfolgeprojekt “T_Ohr” ebenfalls im Austausch; so werden derzeit gemeinsame Beratungsangebote für Fans mit Sehbehinderungen erstellt und es wurde ein Handbuch für Blindenreportage (2016/2017) entwickelt.

Aktuell sind Vorstandsmitglieder der BBAG zudem in der AG Fankulturen des DFB, bei regelmäßigen Treffen mit DFL und DFB sowie verschiedenen anderen nationalen und europäischen Fan- und Arbeitsgemeinschaften vertreten, so beispielsweise dem Centre for Access to Football in Europe (CAFE) und Football Supporters Europe (FSE).

Darüber hinaus gibt es unterjährige, regionale Tagungen der BBAG und auch Treffen mit speziellen Behindertenvertretern, so beispielsweise mit der Arbeitsgemeinschaft der Blindenfanclubs der BBAG oder Treffen mit dem bundesweiten Gehörlosenverband DDDF.

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