Headset eines Blindenreporters Foto Reporter mit Mikrofon

Nach der nun erfolgten Neuvergabe der medialen Verwertungsrechte der ersten und zweiten Bundesliga können künftig deutlich mehr Fans mit und ohne Behinderung am Stadionerlebnis teilhaben. Denn den Vereinen ist es nach den neuen Regularien ab der Saison 2021/22 offiziell erlaubt, neben einem Club-Radio auch ihre audiodeskriptive Reportage für sehbehinderte Zuschauer*innen auf ihrer Club-Website und/oder in ihrer Club-App zu übertragen.

Unter den bisherigen Bedingungen mussten sich die Vereine für EIN Audiosignal entscheiden. Und dies geschah meist zulasten der Barrierefreiheit. Lediglich während des Re-Starts der Bundesliga während der Corona-Pandemie wurde dies im Rahmen einer Ausnahmeregelung ausgesetzt.

Die nun erreichte Veränderung der künftigen Verträge geht zurück auf eine Eingabe der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft (BBAG) in der AG Fankulturen schon im Dezember 2018. Der BBAG-Antrag wurde unter anderem von den dort vertretenen Fanorganisationen Unsere Kurve, F_in Frauen im Fußball und den Queer Football Fanclubs, der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und dem Fanclub Nationalmannschaft mitunterstützt.

„Die DFL hat den Vorschlag geprüft und die zentralen Punkte im Rahmen der weiteren Vorbereitung der Ausschreibung der Medienrechte für den Zeitraum 2021/22 bis 2024/25 einfließen lassen.“ schreibt die Deutsche Fußball Liga  in ihrer schriftlichen Bekanntgabe der Änderung.

Sämtliche Vereine der ersten und zweiten Bundesliga bieten mittlerweile innerhalb des Stadions eine sogenannte „Blindenreportage“ an, damit blinde und sehbeeinträchtigte Menschen am Spielerlebnis teilhaben können. Allerdings ist diese derzeit meist nur auf einigen wenigen Plätzen im Stadion über spezielle Funkempfänger zugänglich.

Diese Reportage unterscheidet sich von der klassischen Fußballreportage wesentlich, da sie auf genau verortende Darstellung des Spielgeschehens ausgelegt ist, sodass Menschen das Spiel quasi ohne Bild „sehen“ können. Für die Fußballinteressierten unter den mehr als 1,2 Millionen sehbehinderten Menschen in Deutschland ermöglicht sie allerdings essentielle Teilhabe am Fußballgeschehen.

Die (kostenfreie) Verfügbarmachung des Audiosignals der Blindenreportage als zweites Standard-Live-Verwertungssignal durch die Vereine bringt nun Mehrwerte für alle:

  • – Mehr sehbehinderte Fans können am Fußball teilhaben – und das überall im Stadion und darüber hinaus
  • – Die audiodeskriptive Reportage kann auch für sehende Fans zugänglich gemacht werden
  • – Sehende Fans werden für das Angebot und das Thema sensibilisiert
  • – Vereine müssen sich nicht länger entscheiden, ob sie mehr Teilhabe über eine Blindenreportage oder ein vermarktbares Radioformat über ihre öffentlichen Kanäle bereitstellen wollen
  • – die DFL und die Vereine werden ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für einen inklusiven Fußball gerechter und übernehmen eine Vorbildfunktion im Bezug auf derlei Angebote für Großveranstaltungen auch über den Fußball hinaus

 

Alexander Friebel, Vorsitzender der BBAG: „Wir freuen uns sehr, dass die DFL unserem Vorschlag gefolgt ist. Welche bundesweite Fanorganisation kann schon von sich sagen, dass sie die Verträge zu Medienrechten positiv beeinflussen konnte? Wir bedanken uns bei allen Mitgliedern der AG Fankulturen für die breite Unterstützung!“

Er ergänzt „Wir hoffen nun, dass die große Zahl derjenigen Vereine, die dies noch nicht tun, ihre Blindenreportagen nun baldmöglichst über alle möglichen Kanäle und ohne Zeitverzögerung verfügbar machen. Damit wäre ein weiterer wichtiger Schritt zur Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung im Fußball getan.“

Mehr zur AG Fankulturen: https://www.dfl.de/de/fans/ag-fankulturen/